Wir machen uns weiterhin mit Frieda vertraut und haben unsere erste mehrtägige Tour ins Bundesland Thüringen unternommen – mit erneuter Unterstützung der App Landvergnügen.
Unsere Fahrt führte uns zunächst über den Hohen Meißner, bevor wir das Grenzmuseum Schifflersgrund besuchten. Dabei mussten wir feststellen, dass ein 3,1-Tonnen-Wohnmobil wie Frieda, ohne elektronische Bremshilfen und mit reinen Scheibenbremsen, nicht einfach wie ein normaler PKW einen über 400 Meter hohen Berg hinabrollen kann. Es war der erste echte Härtetest für Frieda in Sachen Bergpassagen. Dank intensiver Nutzung der Motorbremse konnten wir die Abfahrt jedoch problemlos bewältigen, ohne dass die Bremsen Schaden nahmen.
Unsere Reise führte anschließend zum Grenzmuseum Schifflersgrund. Dieses Museum befindet sich auf dem ehemaligen Grenzstreifen der innerdeutschen Grenze zwischen Bad Sooden-Allendorf und Sickenberg. Es wurde am ersten Jahrestag der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1991, eröffnet und war damit das erste Grenzmuseum im wiedervereinigten Deutschland. Die Mission des Museums ist es, bedeutende Überreste der früheren Grenze zu erhalten, die Geschichte der deutschen Teilung greifbar zu machen und ihre regionalen Auswirkungen aufzuzeigen.
Das Museum besteht aus sieben Abteilungen, die unter anderem die Themen Kriegsende, Besatzungszonen, das Leben im Sperrgebiet und die Entwicklungen in der DDR 1989 behandeln. Besonderes Augenmerk wird auf regionale Ereignisse wie das Wanfrieder Abkommen und den tragischen Tod von Heinz-Josef Große gelegt. Große wurde am 29. März 1982 bei einem Fluchtversuch von zwei Grenzsoldaten erschossen. Der Ort seines Todes liegt heute auf dem Gelände des Museums, das damit auch als Erinnerungsstätte dient. Ein spezieller Bereich im Museum dient als Kino, in dem unter anderem ein Film über die Berliner Mauer – auch in Fremdsprachen – gezeigt wird. Fluchtversuche werden anhand von Einzelschicksalen nacherzählt. Im Jahr 2009 zählte das Museum etwa 45.000 Besucher.
Dank des Engagements einiger Bürger konnten Teile der Grenzanlage erhalten werden. Der Beobachtungsturm BT-9 sowie etwa 1.000 Meter Grenzzaun mit Kontrollstreifen und Kolonnenweg befinden sich noch im Originalzustand. Diese Relikte veranschaulichen, wie der „Eiserne Vorhang“ Deutschland und Europa über vier Jahrzehnte hinweg – von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer – in Ost und West teilte. Auf einer Strecke von 1.378 Kilometern wurden Beobachtungstürme, Stacheldraht, Streckmetall und Minen eingesetzt, um Menschen an der Flucht aus der DDR in den Westen zu hindern. Zu den Ausstellungsstücken gehören zudem originale Grenzkontrollhäuschen von 1990 sowie diverse Fahrzeuge und Hubschrauber, die einst von den DDR-Grenztruppen und dem Bundesgrenzschutz eingesetzt wurden. Weitere Informationen findet man auch in der Wikipedia-Beschreibung des Museums.
Nachfolgend einige Eindrücke von unserem Besuch im Museum:
Nach einer beeindruckenden Besichtigung steuerten wir den nahegelegenen Übernachtungsplatz auf dem Inselhof in Dietzenrode an. Wie auf der verlinkten Website zu sehen ist, handelt es sich um einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb, der seit seiner Gründung im Jahr 1994 auf ökologische Landwirtschaft setzt. Darüber hinaus betreiben die beiden Hofeigentümer eine kleine, aber feine Brennerei, deren Erzeugnisse zusammen mit anderen Produkten im eigenen Hofladen erhältlich sind. Der Übernachtungsplatz war idyllisch gelegen, und am Morgen wurde man entweder vom "Gesang" der hofeigenen Schafe geweckt oder gleich zu Beginn vom freundlichen Hofhund "Sid" begrüßt.
Wie bereits in vielen Rezensionen von Landvergnügen-Nutzern beschrieben, kommt man auf solchen Höfen schnell mit den Betreibern ins Gespräch. Oft gibt es Hofführungen oder interessante Einblicke in die Geschichte des Hofes. So erfuhren wir beispielsweise, dass einst eine Mühle zum Hof gehörte, die jedoch während des Baus der innerdeutschen Grenze abgerissen wurde, da sie im sogenannten "Sperrgebiet" lag. Nach der Grenzöffnung bauten die heutigen Besitzer den Erdkeller und die Steinmauer – zu sehen im ersten Bild rechts und links hinter Frieda – aus den nach und nach freigelegten Steinen der ehemaligen Mühle wieder auf.
Ursprünglich hatten wir für den nächsten Tag (12.04.'25) geplant, durch den Unstrut-Hainich-Kreis nach Erfurt zu fahren, um dort die Innenstadt zu erkunden. Anschließend wollten wir am Fisch Hofladen Kresspark übernachten. Doch bereits bei unserer Ankunft entschieden wir uns, diesen Plan zu ändern. Vermutlich aufgrund des schönen Wetters war der Platz völlig überfüllt – die Stellplätze des Landvergnügens waren mit PKWs belegt, und die gesamte Atmosphäre wirkte eher hektisch als ruhig und erholsam.
Spontan suchten wir nach einer Alternative und wurden schließlich bei einem Stellplatz in der Nähe der Gemeinde Vogelsberg fündig. Die Aulöhlmühle, wo wir letztendlich unterkamen, hat leider keine eigene Internetpräsenz. Daher verweisen wir an dieser Stelle auf die Beschreibung von Landvergnügen:
Heiko, der Besitzer der Mühle, und seine Frau (übrigens Opernsängerin am Theater Erfurt) haben die Mühle vor zehn Jahren übernommen. Neben seinen vielen Tätigkeiten auf dem Hof bietet Heiko auch Grillkurse an. Bereits bei der telefonischen Anmeldung lud er uns ein, am Abend für uns zu grillen. Spätestens nachdem wir über WhatsApp einige appetitliche Bilder seiner perfekt gegrillten Steaks erhalten hatten, wussten wir: Dieses Angebot dürfen wir uns nicht entgehen lassen.
Unser Abendessen begann mit einem Willkommensgetränk "auf Kosten des Hauses". Ein besonderes Highlight war, dass wir Heiko bei der Zubereitung der Steaks über die Schulter schauen durften. Es war spürbar, dass Grillen seine große Leidenschaft ist. Dabei teilte er einige seiner besten Tipps für die Steakzubereitung mit uns – Tricks, die wir definitiv zu Hause ausprobieren werden.
Heiko ließ es sich nicht nehmen, uns während des Essens Gesellschaft zu leisten. Dabei ergaben sich viele interessante Gespräche. Besonders beeindruckend war seine Erzählung über seine Flucht aus der ehemaligen DDR, kurz vor der Grenzöffnung im Jahr 1989. Nicht nur diese persönliche Geschichte machte den Abend unvergesslich.
Wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist, liegt der Hof inmitten einer idyllischen Landschaft. Ziegen und Schafe und ein Aussichtspunkt, die sogenannte "Weinlounge", laden dazu ein, die Umgebung in vollen Zügen zu genießen. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick in die weite Natur. Das sonnige Wetter und der perfekte Sonnenuntergang trugen zusätzlich dazu bei, unseren Besuch auf Heikos Hof zu einem schönen Erlebnis von Landvergnügen zu machen.
Das Ende unserer Reise rückte näher, und auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz in der Nähe der Schwalm fiel unsere Wahl am 13.04.'25 auf den Stellplatz der Familie Wagner in Seifertshausen, Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Da das Wetter regnerisch war, keine anderen Gäste am Stellplatz verweilten und auch der Hofladen der Familie Wagner geschlossen hatte, gibt es abgesehen von den folgenden Bildern des an sich wunderschönen Stellplatzes wenig zu berichten. Stattdessen haben wir den Tag genutzt, um einfach mal zur Ruhe zu kommen und zu entspannen...
Mit der Rückfahrt in den Schwalm-Eder-Kreis endete am 14.04.2025 unser kleiner Ausflug. Einmal mehr wurde uns dabei bewusst, dass das Reisen mit einem Oldtimer-Wohnmobil eine völlig andere Erfahrung ist als mit einem modernen Wohnmobil. Denn im Jahr 1975 gab es schlichtweg noch nicht die technischen Hilfsmittel und Annehmlichkeiten, die heute selbstverständlich sind. Trotzdem – oder gerade deswegen – hat uns unsere Frieda so begeistert, dass die nächste Tour mit der alten Dame bereits für Mai geplant ist :-)